
Nach der Geburt ihres Sohnes Joona im April 2018 steht für Lea Zerbe fest: „Ich will Hebamme werden!“ Es ist eine mutige Entscheidung, die von Herzen kommt. Sie gibt ihren alten Job auf und lässt sich nach ihrer Elternzeit zur Hebamme ausbilden.
(Veröffentlicht: Juli 2020)
In Lea schlummern schon immer zwei große Interessensfelder: „Auf der einen Seite liebe ich alles Kreative, die Kultur und Musik – auf der anderen Seite habe ich etwas sehr Soziales.“ Nach ihrer Schwangerschaft weiß die 28-Jährige: „Das Soziale überwiegt.“
Direkt nach dem Abitur sah das noch ein wenig anders aus. Lea hatte viele verschiedene Berufswünsche und entschied sich für ein Studium der Kulturwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Lüneburg – damit standen ihr die Türen in die Kulturwelt offen. „Mir war aber schon damals klar, dass es wahrscheinlich nicht dabei bleiben wird. Ich bin kein Mensch fürs Büro, ich möchte viel und möglichst nah mit Menschen arbeiten“, so die Abiturientin in der Rückschau.
Nach dem Studium folgte dann der Berufseinstieg in die Kulturbranche. Lea organisierte Festivals, Filmfeste – doch so richtig zufrieden war sie damit nicht. „Der Beruf der Hebamme geistert schon lange in meinem Kopf herum, war für mich aber nie wirklich greifbar, bis zu meiner eigenen Schwangerschaft“, erinnert sich Lea an die Zeit, in der nicht nur das Kind in ihr, sondern auch ihr Entschluss für etwas Neues reift. Sie wollte alles über die Entwicklungsschritte eines Kindes wissen, verschlang ein Buch nach dem anderen und besucht Kurse. Die Schwangerschaft war für Lea eine schöne Erfahrung, in der sie immer mehr Wissen über das Hebammenwesen gesammelt hat.

Der Hebammenmangel in Deutschland ist ein großes Problem. Deshalb sollte man am besten schon zu Beginn der Schwangerschaft nach einer Hebamme suchen, die bereits im frühen Stadium unterstützende Arbeit leisten kann. Auch wenn die Frühschwangerschaft oftmals von viel Freude geprägt ist, gibt es auch Unsicherheiten und Beschwerden, zum Beispiel Übelkeit. Und auch in traurigen Situationen, wie bei Fehlgeburten oder im Todesfall des Kindes, ist die Hebamme eine Stütze und leistet Trauerarbeit.
„Ich habe in meiner eigenen Schwangerschaft erlebt, wie wichtig die Arbeit einer Hebamme ist und wie gut es tut, wenn jemand da ist, der die werdende Familie begleitet“, sagt Lea. Also bewarb sich die Lüneburgerin für einen Ausbildungsplatz an der Helios Mariahilf Klinik Hamburg.
Vier Jahre dauert das duale Studium, das mit einem Bachelor of Science abschließt. Zusammen mit zwei anderen Auszubildenden lernt sie nun, wie man Frauen vor, während und nach der Geburt am besten begleitet. Der Beruf hat viele Facetten. Für angehende Hebammen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in einem für sie passenden Bereich zu arbeiten. Denn die Aufgaben einer Hebamme gehen weit über das hinaus, was in einem Krankenhaus sichtbar wird. Natürlich sind Geburten das Herzstück der Hebammerei, aber die Begleitung durch eine Hebamme kann sich über den gesamten Zeitraum von der Familienplanung über die Schwangerschaft bis hin zur Stillzeit erstrecken.
Hebammen können in der Schwangerschaft die gleichen Vorsorgeuntersuchungen vornehmen wie Gynäkologinnen und Gynäkologen – mit Ausnahme des Ultraschalls. Außerdem helfen Hebammen bei Schwangerschaftsbeschwerden oder sonstigen schwangerschaftsbedingten Belastungen. Sie bereiten die Schwangere und ihren Partner auf die Geburt vor, bieten in den ersten Wochen nach der Geburt auch Hausbesuche im Wochenbett an und beraten bezüglich der Beikost oder des Abstillens. Ebenso gibt es Familienhebammen, die Familien mit besonderen Belastungen unterstützen. Manche Hebammen sind auch als Lehrende aktiv, die an Grundschulen im Rahmen von Sexualunterricht den Schülerinnen und Schülern den Prozess der Schwangerschaft und Geburt erklären.
Lea blickt ihrer Zukunft als Hebamme freudig entgegen: „In der Schule sprechen sie immer von der Königsdisziplin Geburt, doch für mich zählt das Gesamtpaket. Ich will einfach für die Frauen in diesem ganz besonderen Lebensabschnitt da sein.“
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Es sind zwei kleine charmante Heldinnen: Emma und Ana tollen fröhlich im Wohnzimmer herum, schauen neugierig auf ihr Spielzeug oder kriechen blitzschnell auf den Knien durch den Raum. Oder sie schreien, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Alles wie in einer ganz normalen Kindertagesstätte irgendwo in der Schweiz. Bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass die beiden quirligen Kinder über weiße Spiralkabel, die unter ihrer Kleidung hervorschauen, mit zwei bunten Taschen verbunden sind. Das sind Schläuche zu den Infusionspumpen und -beuteln mit Nährlösungen für die parenterale Ernährung, welche die beiden Kinder seit ihrer Geburt benötigen.
(Veröffentlicht: Februar 2019)
Parenterale Ernährung wird notwendig, wenn Magen oder Darm eines Menschen nicht mehr einwandfrei funktionieren, etwa aufgrund einer Operation oder einer Krankheit. Die spezielle Flüssignahrung und das passende Gerät zu ihrer Verabreichung umgehen den üblichen Verdauungsprozess und versorgen den Patienten mit allen notwendigen Nährstoffen wie Eiweißen, Fetten, Mineralien und Vitaminen.
Wie lange die Verabreichung dauert, hängt vom Einzelfall ab. Ana braucht 18 Stunden am Tag Infusionen, Emma 21. Daher muss die parenterale Ernährung über Nacht im Schlaf und mehrere Stunden am Tag verabreicht werden. Tragbare Infusionspumpen und ein Rucksack-System sorgen für größtmögliche Bewegungsfreiheit der Kinder. Dabei scheinen die beiden ihre besonderen Umstände als etwas ganz Normales zu betrachten. Ihre Mütter bereiten die Infusionen am Abend vor dem Schlafengehen zu und verbinden die Infusionen mit den Rucksäcken. Ein Piepen signalisiert einen blockierten Infusionsschlauch. Auch die Reinigung des Katheters ist ein tägliches Ritual. Ana ist bereits in der Lage, ihren Rucksack selbst anzuziehen.
Der Umgang mit Geschwistern und anderen Kindern entspricht den üblichen Regeln einer Kinderwelt: Sie spielen ausgelassen, und Emma schafft es, einen Jungen zu überreden, ihren Rucksack zu tragen. Für Ana ist es immer ein besonderes Ereignis, mit ihren Eltern und dem Familienhund Aiva spazieren zu gehen. Bei ausreichendem Schutz des Katheters können die Mädchen sogar schwimmen gehen und planschen, was vor allem in den Sommermonaten im Garten für viele glückliche Momente sorgt. Trotz ihrer parenteralen Ernährung ermöglicht das gemeinsame Essen und Trinken am Familientisch, dass sie sich als Teil der Familie fühlen und ihre Lieblingsmahlzeit genießen können.
Die Familien von Ana und Emma haben sich über die Kinderklinik kennengelernt und sind seitdem eng miteinander verbunden. Neben der sozialen Seite sind die praktischen Tipps und der gegenseitige Erfahrungsaustausch für die täglichen Pflegeaufgaben von unschätzbarem Wert. Die Sorgfalt während der gesamten Behandlung und die Einhaltung hoher Hygienestandards sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche und sichere parenterale Ernährung zu Hause. Beide Familien erfüllen diese anspruchsvollen Aufgaben zuverlässig. Eine spezialisierte ambulante Pflegeeinrichtung (Kinderspitex) steht zur Verfügung, um bei Bedarf zu helfen. In der Klinik werden die Kinder untersucht und jeden Monat verschiedene Labortests durchgeführt.
Die Mitarbeiter der FresuCare-Abteilung von Fresenius Kabi in der Schweiz sind für die Planung und Organisation der Versorgung mit Nährlösungen und allen Geräten zuständig, die für die parenterale Ernährung von Kindern zu Hause benötigt werden. Die FresuCare-Mitarbeiter identifizieren die individuellen Bedürfnisse der Patienten zu Hause und vermitteln zwischen den Familien, der Kinderklinik und der Logistikabteilung von Fresenius Kabi. Eigene Mitarbeiter bearbeiten die Online-Bestellungen der Familien, organisieren Lieferungen und legen die administrativen Grundlagen für die direkte Abrechnung der Kosten mit den Versicherern.
Die Eltern von Ana und Emma schätzen es besonders, dass die ganze Familie mit guter Vorbereitung auch lange Reisen unternehmen kann. So können sie auch Verwandte besuchen, die weit weg wohnen.
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Das Auto rattert, als es um die Ecke biegt. Zielstrebig schlängelt es sich durch die Straßen der Frankfurter Innenstadt – vorbei an Fahrrädern, Passanten und Pferdekutschen. Wir befinden uns im Jahr 1912. Das Auto gehört zur Hirsch-Apotheke, eine der ältesten Arzneimittelhandlungen der Stadt. Leiter der Apotheke ist Dr. Eduard Fresenius.
Im Kofferraum des Automobils lagern verschiedene Produkte gegen Haut- und Erkältungskrankheiten sowie sterile Lösungen zur Injektion. Der Fahrer ist unterwegs zu Kurbädern in der näheren Umgebung von Frankfurt. Regelmäßig beliefert er die Bäder mit den Produkten der Hirsch-Apotheke. Spaziergänger blicken dem Auto hinterher. Zu dieser Zeit ist das Straßenbild noch von Pferdefuhrwerken und Fahrrädern geprägt – das Auto erregt Aufmerksamkeit. Dennoch investiert Eduard Fresenius sogleich in die neue Technologie, als er die Apotheke von seinem Vater übernimmt. Die rasche Auslieferung von Medikamenten an Patienten ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Die Hirsch-Apotheke verfügt über eine lange Tradition: Bis ins 15. Jahrhundert lässt sich ihre Geschichte zurückverfolgen. Seit den 1870er Jahren ist sie im Besitz der Familie Fresenius. Als Eduard Fresenius die Leitung übernimmt, hat er große Pläne. 1912 gründet er im Hinterhaus der Arzneimittelhandlung das Unternehmen „Dr. Eduard Fresenius chemisch-pharmazeutische Industrie“ und legt damit den Grundstein für den heutigen Gesundheitskonzern. Aus dem Labor der Apotheke entsteht so ein kleiner pharmazeutischer Betrieb.
Eine Spezialität von Eduard Fresenius sind Lösungen von reinstem, destilliertem Wasser. Der schnelle Erfolg des Unternehmens gründet außerdem auf zahlreichen Kooperationen, die Eduard Fresenius mit bekannten Medizinern eingeht. Für den Nobelpreisträger Paul Ehrlich stellt Fresenius beispielsweise die Lösung „Injectio Fresenius“ her, die für dessen Syphilis-Heilmittel benötigt wird. Unter dem Namen Ampuwa, kurz für Ampullenwasser, ist die Lösung noch heute Teil des Sortiments von Fresenius.
„Eine Apotheke heute? Wir müssen sie vergrößern oder um etwas Neues ergänzen.“ (Dr. Eduard Fresenius)
Bis 1934 betreibt Eduard Fresenius das Unternehmen in der Frankfurter Apotheke, dann verlegt er den Firmensitz nach Bad Homburg. Der Unternehmensgründer hat zahlreiche Einfälle, seinen Betrieb bekannt zu machen. Häufig ist er mit diesen Ideen seiner Zeit voraus. Anfang der 1930er Jahre veröffentlicht er ein Unterhaltungsblatt der Hirsch-Apotheke. Ein paar Jahre später eröffnet er in Bad Homburg einen Diät-Pavillon. Während der Sommermonate können die Gäste hier frische Obst- und Gemüsesäfte zu sich nehmen. Nach ärztlicher Verordnung stellen die Mitarbeiter von Fresenius für Diät-Patienten auch spezielle Getränke bereit. Besonders beliebt sind die Milchmischgetränke, eine frühe Form des Milchshakes.
Die Umsetzung der großen Ideen ist jedoch kostspielig. In finanziellen Belangen hat Eduard Fresenius keine glückliche Hand. Auch die kommenden Jahre sind für den Unternehmer herausfordernd: Während des zweiten Weltkriegs verliert er den Kontakt zu vielen wichtigen Geschäftspartnern. Der NSDAP tritt er nicht bei. Durch die Belieferung der Wehrmacht mit Medikamenten, wie der Freka-Frostschutzsalbe, nimmt die Produktion im Unternehmen zeitweilig zu.
Nach dem Krieg steht Eduard Fresenius vor den Trümmern seiner Existenz: Die Hirsch-Apotheke ist durch die Bombenangriffe komplett zerstört. Rohstoffengpässe machen die Produktion in Bad Homburg unmöglich. Mitten in der Neuorganisation seines Betriebs stirbt Dr. Fresenius im Februar 1946 überraschend. Seinen Besitz vermacht er seiner Ziehtochter Else Kröner, geborene Fernau.
Mit gerade einmal 26 Jahren übernimmt sie die Hirsch-Apotheke und die Leitung über den Betrieb. Als frisch approbierte Apothekerin kennt Else Kröner sich gut mit Pharmazie aus, stößt aber im betriebswirtschaftlichen Bereich bald an ihre Grenzen. Die erforderlichen Kenntnisse eignet sie sich im Abendstudium an einer privaten Handelsschule in Frankfurt an. Fast zwölf Stunden verbringt sie täglich im Betrieb und arbeitet beharrlich daran, die Firma in den schwierigen Jahren wieder aufzubauen. Unter der Belegschaft erwirbt sie sich für ihren Einsatz viel Respekt und Ansehen. Die Leitung der Hirsch-Apotheke übergibt sie schließlich einem Apothekerkollegen. Sie selbst konzentriert sich auf die Führung des Bad Homburger Unternehmens. Mit großem Engagement baut sie Fresenius zusammen mit ihrem späteren Mann Hans Kröner in den folgenden Jahren zu einem weltweit tätigen Gesundheitskonzern aus.
Else und Hans Kröner wissen, dass sie das Unternehmen nur dann erhalten können, wenn es ihnen gelingt, mit neuen Ideen zu wachsen. Mit ihren Mitarbeitern machen sie sich auf die Suche nach Neuem – und werden bald fündig. Seit den Anfangstagen liegt die Expertise des Unternehmens bei Infusionslösungen. Fresenius weitet die Produktpalette in den folgenden Jahren immer weiter aus und entwickelt neue Ernährungs- und Volumenersatzlösungen sowie Generika, die über Infusionen verabreicht werden. Das Unternehmen arbeitet jedoch nicht nur an den eigentlichen Lösungen, sondern auch an deren Verpackung. Bis in die 1960er Jahre werden Infusionslösungen noch in Glasflaschen gelagert. Fresenius gelingt es, spezielle Kunststoffbeutel und –flaschen zu entwickeln. Die leicht handhabbaren und bruchsicheren Plastikgefäße sind auf dem Markt sofort ein großer Erfolg.
Als Produzent von Lösungen für die Dialyse kommt das mittelständische Unternehmen Fresenius in den 1960er Jahren erstmals mit Dialysatoren in Berührung. Dialysatoren sind Blutfilter, mit deren Hilfe während einer Dialysebehandlung das Blut von Patienten mit chronischem Nierenversagen gereinigt wird. Eine solche Behandlung ist für Nierenkranke lebensnotwendig – zu der Zeit aber sehr aufwendig und kostspielig. Nur wenige Patienten können therapiert werden. Fresenius erfährt aus der Presse von der verzweifelten Lage vieler Nierenkranker und beginnt, amerikanische Dialysegeräte zu importieren. Durch die Wartung der Geräte wächst auch das technische Know-how der Fresenius-Mitarbeiter. In den 1970er Jahren entwickelt das Unternehmen schließlich im neu erworbenen Werk in Schweinfurt die ersten eigenen Dialysegeräte. Durch stetige Verbesserung von Material und Technik optimiert das Unternehmen in den Folgejahren die Dialysebehandlung für nierenkranke Patienten immer weiter. In den 1980er Jahren gelingt es Fresenius eine Faser aus Polysulfon zu entwickeln, die das Blut fast so effektiv reinigt wie die menschliche Niere. Bis heute sind Blutfilter aus diesem Material der Standard in der Dialyse.
Die folgenden Jahre sind von zahlreichen strategischen Übernahmen geprägt: 1996 geht aus dem Zusammenschluss der Dialysesparte von Fresenius mit dem amerikanischen Dialyseanbieter National Medical Care der neue Unternehmensbereich Fresenius Medical Care hervor. Dadurch wird Fresenius zu einem der größten Dialysedienstleister weltweit. Im selben Jahr erwirbt Fresenius die Mehrheit an dem Krankenhausdienstleister VAMED AG. Ursprünglich für die Planung und den Bau des Allgemeinen Krankenhauses Wien gegründet, wird VAMED zu einem weiteren Unternehmensbereich des Gesundheitskonzerns. Durch den Erwerb des internationalen Infusionsgeschäfts von Pharmacia & Upjohn im Jahr 1999 entsteht schließlich der Unternehmensbereich Fresenius Kabi. Weltweit folgen zahlreiche weitere Akquisitionen, durch die das Unternehmen auch in den US-Pharmamarkt einsteigt und eine führende Rolle im weltweiten Geschäft mit generischen I.V.-Arzneimitteln einnimmt. Im Jahr 2005 übernimmt Fresenius den privaten Krankenhausbetreiber HELIOS Kliniken GmbH und führt ihn mit den bereits 2001 übernommenen Wittgensteiner Kliniken zusammen. So entsteht der Unternehmensbereich Fresenius Helios. 2013 übernimmt Fresenius Helios 41 Krankenhäuser der Rhön-Kliniken und wird damit zum größten Krankenhausbetreiber in Deutschland.
Kaum ein europäisches Unternehmen ist in den vergangenen Jahren so dynamisch gewachsen wie Fresenius. Inzwischen arbeiten mehr als 300.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der ganzen Welt für den Gesundheitskonzern. Was einst als kleines Apotheken-Labor begann, ist heute ein weltweit führender Gesundheitskonzern, der in mehr als 80 Ländern auf der Welt vertreten ist. Der kleine, familiäre Betrieb, den Dr. Eduard Fresenius bis zu seinem Tod führte, unterscheidet sich vom heutigen Unternehmen in vielen Dingen. Die grundlegenden Werte unseres Unternehmens aber sind unverändert. Leben zu erhalten und die Lebensqualität kranker Menschen zu verbessern, ist seit mehr als 100 Jahren unser Antrieb. „Forward thinking healthcare“ formuliert unseren Anspruch für die Zukunft: immer bessere Medizin für immer mehr Menschen.
100 Jahre Fresenius
Seit mehr als 100 Jahren arbeitet Fresenius daran, die Lebensqualität kranker Menschen überall auf der Welt zu verbessern. Der Film, entstanden zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2012, zeichnet nicht nur die Entwicklung des Unternehmens nach, sondern bettet sie in Geschichten von Menschen ein, denen Fresenius geholfen hat und immer noch hilft.
Bibliothek
Buch "100 Jahre Fresenius" (PDF, 6.25 MB)
Die Covid-19-Pandemie stellt auch Fresenius vor in dieser Form noch nicht gekannte Herausforderungen. Unser Unternehmen setzt alles daran, unsere Patientinnen und Patienten weltweit weiter bestmöglich zu versorgen sowie Herstellung und Vertrieb unserer oft lebensnotwendigen Produkte nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern an die veränderte Lage anzupassen und, soweit möglich, auszuweiten. Die Gesundheit und Sicherheit von Patienten, Pflegekräften und unserer eigenen Beschäftigten hat für uns höchste Priorität.
Auf dieser Seite möchten wir einige Beispiele für unsere Aktivitäten in der Coronavirus-Krise auflisten. Bitte beachten Sie, dass dies nur eine Auswahl und Momentaufnahme ist und sich die Situation jederzeit ändern kann (Stand: 30. April 2020).
Helios, Deutschlands größter privater Krankenhausbetreiber und Teil der Fresenius-Gruppe, verschiebt planbare Operationen, sofern dies medizinisch vertretbar ist, und schafft damit zusätzliche Kapazitäten für die Versorgung von Covid-19-Patientinnen und Patienten. Das Unternehmen hat zudem die Zahl der Intensivbetten in seinem Krankenhausnetzwerk um zwei Drittel von rund 900 auf über 1.500 erhöht. Dafür wurden Materialreserven aktiviert sowie Intermediärbetten (Intermediate Care, IMC) und Operationssäle mit bereits installierten Beatmungssystemen auf- und umgerüstet.
Um die zusätzlichen Kapazitäten möglichst effektiv zu nutzen, hat Helios Deutschland selektiv Schichtarbeitsmodelle angepasst und Vorkehrungen getroffen, Fachpersonal innerhalb seines Krankenhausnetzwerks dort einzusetzen, wo dieses besonders gebraucht wird. Außerdem haben mehrere Helios Kliniken an Covid-19 erkrankte Patienten aus Italien aufgenommen, um die dortigen Krankenhäuser zu entlasten. Um wichtige Daten zur Erforschung von Sars-CoV-2 zu gewinnen, erstellt das Unternehmen ein sogenanntes multizentrisches Covid-19-Register.

In Spanien, wo die Lage derzeit besonders angespannt ist, unterstützt Quirónsalud, die größte private Krankenhausgruppe des Landes und ebenfalls Teil von Fresenius Helios, vollumfänglich und mit allen verfügbaren Ressourcen die Maßnahmen der spanischen Regierung zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Quirónsalud hat die Zahl seiner Intensivbetten kurzfristig erhöht. Daneben unternimmt das Unternehmen alle Anstrengungen, weiterhin auch alle anderen Patientinnen und Patienten medizinisch zu versorgen, die dringend darauf angewiesen sind, beispielsweise Schwangere sowie Krebs- und andere Notfallpatienten.
"Unsere Beschäftigten leisten derzeit Außerordentliches. Auch in solch schwierigen Zeiten sind sie für die Patientinnen und Patienten da."
Trotz des hohen Aufkommens von Verdachtsfällen und bestätigt mit dem Virus infizierten Patientinnen und Patienten gelingt es dank des außerordentlichen Einsatzes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Betrieb in allen Krankenhäusern aufrecht zu erhalten. Zudem ist es Quirónsalud bislang gelungen – trotz der stark gestiegenen Nachfrage –, die Versorgung aller seiner Krankenhäuser mit ausreichenden Mengen an wichtigen medizinischen Produkten sicherzustellen. Zur Unterstützung ihrer spanischen Kollegen sind bereits Ärzte- und Pfleger-Teams von Helios aus Deutschland nach Spanien gereist.

In Österreich entlastet Fresenius Vamed mit seinen Ressourcen in Rehabilitationseinrichtungen nun Akut-Krankenhäuser. Vorübergehend werden daher nur jene Bereiche der Rehabilitation fortgeführt, in denen ein dringender Behandlungs- und Betreuungsbedarf besteht bzw. in denen Patientinnen und Patienten sich andernfalls an Akuthäuser wenden müssten. In Deutschland und der Schweiz steht das Unternehmen diesbezüglich im laufenden Austausch mit den Gesundheitsbehörden.
Fresenius Medical Care hat die bereits bestehenden Sicherheits- und Hygienevorschriften in seinen rund 4.000 Dialysezentren weltweit weiter verstärkt. Das Unternehmen hat umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass die Patientinnen und Patienten ihre lebensnotwendige Dialysebehandlung weiterhin erhalten können. In den USA hat sich Fresenius Medical Care mit anderen Dialyseanbietern zusammengeschlossen, um gemeinsam Kapazitäten zur isolierten Behandlung von Covid-19-infizierten Dialysepatienten zu schaffen. Zudem stellt das Unternehmen 150 zusätzliche Dialysegeräte bereit, die Krankenhäuser kurzfristig zur Behandlung von Covid-19-Patienten abrufen können.
Außerdem arbeitet Fresenius Medical Care konsequent daran, Herstellung und Vertrieb seiner Produkte für die Dialyse und andere extrakorporale Therapien aufrecht zu erhalten. Das Tochterunternehmen Xenios hat die Produktionskapazitäten für Novalung, einem System zur Behandlung von akutem Lungen- oder Herz-Lungen-Versagen, deutlich ausgeweitet und eine größere Zahl dieser Geräte bereits im Februar in die besonders vom Virus betroffene Stadt Wuhan in China geliefert. In Polen stellt Fresenius Medical Care den Krankenhäusern Geräte für die Akutdialyse kostenfrei zur Verfügung.
Auch Fresenius Kabi begegnet der weltweit deutlich gestiegenen Nachfrage nach wichtigen Medikamenten zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit umfassenden Maßnahmen. Durch Nutzung praktisch aller für die Herstellung dieser Produkte geeigneter Kapazitäten sorgt das Unternehmen für eine höchstmögliche Verfügbarkeit lebenswichtiger Medikamente wie Propofol zur Sedierung und verschiedener Schmerzmittel. Die erheblichen Investitionen von Fresenius Kabi in den vergangenen Jahren in die Automatisierung und Erweiterung der Produktion tragen nun dazu bei, mehr Patienten weltweit behandeln zu können. Zudem verpflichtet sich das Unternehmen, die Preise wichtiger Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Patienten während Pandemie stabil zu halten.
In China konnte Fresenius Kabi die Fertigung wieder auf das normale Niveau hochfahren. Trotz gewisser Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Quarantänemaßnahmen war es zu keiner größeren Produktionsunterbrechung gekommen. Das Unternehmen ist damit in der Lage, die Bevölkerung mit wichtigen Arzneimitteln und Medizinprodukten zu versorgen.
Unser Vorstandsvorsitzender Stephan Sturm dankt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren besonderen Einsatz in dieser außergewöhnlichen Situation: „Sie alle leisten derzeit Außerordentliches. Auch in solch schwierigen Zeiten sind Sie für die Patientinnen und Patienten da. Und machen teilweise das Unmögliche noch möglich. Ich kann Ihnen nur meinen ganz herzlichen Dank aussprechen! Sie sind Fresenius!“

Seit kurzem bringt Paul, ein zweieinhalbjähriger Golden Retriever-Rüde, Abwechslung in den Alltag des Helios Klinikums Hildesheim: Zusammen mit Simone Siemke, Pauls Besitzerin und Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, ist der Vierbeiner in der tiergestützten medizinischen Behandlung im Einsatz. Zwei- bis dreimal wöchentlich besucht das Zweier-Team die Patientinnen und Patienten in der Geriatrie, in der Kinderpsychosomatik oder auf der Palliativstation des Helios Klinikums, um deren medizinische Behandlung zu unterstützen.
(Veröffentlicht: Januar 2019)
„Auf der Kinderstation können die kleinen Patienten dem Vierbeiner etwa Kommandos geben, ihm Tricks beibringen oder ihn belohnen. Einige der Kinder besitzen ein geringeres Selbstbewusstsein – im Umgang mit dem Hund vergessen sie jedoch alles um sich herum und gehen aus sich heraus“, so Besitzerin Simone Siemke. Auch kognitive und motorische Übungen für ältere oder demente Menschen hat Paul in seiner Ausbildung erlernt und bereits erfolgreich an Patienten in der Geriatrie angewendet.

Hunde wirken sich nachweislich positiv auf die Gefühlswelt von Menschen aus – sie sind unvoreingenommene, bedingungslose und wertungsfreie Wegbegleiter. Erkrankte Menschen können speziell im Umgang mit einem geschulten Therapiehund Gefühle wie Glück, Zuneigung und Verantwortung für sich wiederentdecken. Sie überwinden Ängste und steigern ihre kognitiven Fähigkeiten. Ob bei körperlichen oder psychischen Erkrankungen – die Krankheitsbilder, bei denen die tiergestützte Therapie anwendbar ist, sind vielfältig. Voraussetzung ist immer, dass der Patient nicht ängstlich oder allergisch auf Hunde reagiert und sich vorher mit dem Besuch eines Therapiehundes einverstanden erklärt hat.
Pauls bisher schwerster Job? „Ganz am Anfang bat eine Patientin der Palliativstation darum, noch einmal einen Hund streicheln zu dürfen“, so Simone Siemke. „Hier war nicht, wie sonst oft, Pauls Mobilität, sondern sein ruhiges Gemüt gefragt. Und so lag er dann eine halbe Stunde ruhig bei der Patientin im Bett und ließ sich streicheln. Im Zimmer war es sehr warm. Das auszuhalten, war für ihn die größte Herausforderung, die er aber gut gemeistert hat.“
Der Klinikalltag ist für Paul also nicht nur Spaß, sondern auch eine anstrengende Aufgabe – sowohl körperlich als auch emotional. Er hat deswegen wie andere Mitarbeiter auch, einen Arbeitsvertrag, in dem klar geregelt ist, wie lange und wie oft er arbeiten muss - und wann er einfach nur ‚Hund‘ sein darf. In seiner freien Zeit genießt er denn auch sein Hundeleben in vollen Zügen – vor allem bei langen Spaziergängen mit Frauchen oder beim Spielen und Toben mit seinen Artgenossen.
Therapiehunde werden nach strengen Kriterien ausgewählt und ausgebildet. „Generell ist jede Rasse dafür geeignet. Wichtig ist nur, dass kein Aggressionspotential vorliegt und Herrchen und Hund einander vertrauen können“, so Siemke. Auch Paul und Simone Siemke haben eine 20-monatige Ausbildung absolviert, die praktische und theoretische Grundlagen für Hund und Halter umfasste. Dabei wurden auch die wichtigsten Eigenschaften des Vierbeiners getestet und trainiert. Dazu zählen unter anderem die Stressresistenz, der Grundgehorsam oder die Geduld des Hundes.
Für gewöhnlich sind Therapiehunde eher in Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, psychologischen Einrichtungen oder auch in Justizvollzugsanstalten anzutreffen. In Krankenhäusern gibt es deutschlandweit bisher nur sehr wenige Therapiehunde. In Hildesheim und Umgebung ist Paul der Erste. Aus hygienischen Gründen ist das Mitführen von Tieren in Krankenhäusern grundsätzlich nicht erlaubt. Der Aufenthalt von Paul stellt eine absolute Ausnahme dar und ist nur unter strengsten Hygieneauflagen und der Einhaltung einer klar geregelten Wegeführung möglich. Das heißt, dass Paul innerhalb der Klinik nur bestimmte Wege - wie etwa Treppen oder Flure - benutzen darf, die im Nachgang gereinigt werden. Paul muss zudem ein tierärztliches Gesundheitsattest vorweisen sowie regelmäßig geimpft, entwurmt, gebadet und gebürstet werden. Vor und nach jedem Kontakt mit dem Hund werden Hände und Flächen zum Schutz von Mensch und Hund zudem gründlich desinfiziert.
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Krebs ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme weltweit. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache auf der Welt – jeder sechste Todesfall ist die Folge einer Krebserkrankung.
(Veröffentlicht: Juni 2018)
Eine der modernsten Waffen im Kampf gegen Krebs ist dagegen winzig klein, nicht einmal den millionsten Teil eines millionsten Millimeters groß: ein Proton. 2020 will die zu Fresenius Helios gehörende spanische Klinikgruppe Quirónsalud das erste Protonentherapiezentrum Spaniens eröffnen.
Protonentherapie ist eine der fortschrittlichsten Methoden zur Behandlung von Krebspatienten. Dabei wird der Tumor mit positiv geladenen Kernen von Wasserstoff-Atomen bestrahlt. Gegenüber klassischen Verfahren der Strahlenbehandlung hat die Protonentherapie deutliche Vorteile: Der Protonenstrahl wirkt sehr viel genauer auf den Tumor ein, sodass das umliegende gesunde Gewebe geschont wird. Dadurch kann der Tumor mit deutlich höheren Dosen bestrahlt und zuverlässiger bekämpft werden. Die gesamte eingesetzte Strahlendosis ist dagegen deutlich geringer, ebenso die Nebenwirkungen. Damit ist die Protonentherapie insbesondere auch zur Behandlung von Kindern geeignet.
Gegenüber klassischen Verfahren der Strahlenbehandlung hat die Protonentherapie deutliche Vorteile.

Das Geheimnis dahinter liegt in der Natur der Protonen. Die bei der konventionellen Strahlentherapie meist eingesetzte Röntgenstrahlung durchdringt den gesamten Körper. Weil ihre Energie dabei exponentiell abnimmt, muss die Eintrittsdosis besonders hoch sein, damit sie beim Auftreffen auf den Tumor immer noch eine zerstörende Wirkung hat. Dadurch kann sie auf ihrem Weg zum Tumor und auch danach gesundes Gewebe schädigen. Protonen dagegen geben ihre Energie erst am Ende ihrer Flugbahn ab. So lässt sich ihre Wirkung millimetergenau steuern.
Derzeit gibt es in ganz Europa nur rund 20 Zentren für Protonentherapie, darunter in Deutschland, Frankreich und Italien. In Madrid hat Quirónsalud nun das erste derartige Zentrum in Spanien errichtet und dafür rund 40 Millionen Euro investiert. 2020 soll es in Betrieb gehen.
Mit Proteus One setzt Quirónsalud dabei auf ein einzigartiges und besonders kompaktes Behandlungssystem. Im Gegensatz zu anderen Protonentherapiesystemen vereint Proteus One alle erforderlichen Instrumente in einem einzigen multifunktionalen Raum. Das Gerät enthält ein Tumor-Scanning-System, um dem Arzt die Festlegung der am besten geeigneten Dosis in jedem zu behandelnden Bereich des Körpers zu erleichtern, und verfügt über modernste bildgebende Systeme. Das Gerät kann um 360 Grad um den Patienten rotieren, sodass der Protonenstrahl aus jedem beliebigen Winkel eingesetzt werden kann.
„Die Investition in den Bau eines Protonentherapiezentrums zeigt, wie wir kontinuierlich nach immer besseren Behandlungsmöglichkeiten für unsere Patienten suchen“, betont Dr. Leticia Moral, Generaldirektorin für Assistenz und Qualität von Quirónsalud. „Diese neue Ausrüstung wird uns aber nicht nur ermöglichen, Krebspatienten sehr effektiv und mit geringen Nebenwirkungen zu behandeln, sondern uns auch bei der Erforschung neuer Behandlungsformen helfen.“
6:00 Uhr: Es riecht nach Tee. Zwölf Frauen versammeln sich mit dampfenden Bechern um den Stationstresen. Pünktlich beginnt auf der Schweriner Neonatologie die Übergabe vom Nacht- ans Tagteam – zunächst mit allen Pflegenden, damit alle auf einem Stand sind. Anschließend teilt Stationsleiterin Ines Niemann den Krankenschwestern die Zimmer zu. Dort geht die Schichtübergabe in kleinen Teams ausführlich weiter, von Brutkasten zu Brutkasten, von Bettchen zu Bettchen.
(Veröffentlicht: Dezember 2016)
Die 22 Betten der Station verteilen sich auf sieben Zimmer, alle über einen langen Gang verbunden, dessen Wände im Stil einer Wasserwelt gestaltet sind. Bunte Fische und Korallen, Boote, Leuchttürme und Strände bringen Farbe in einen Bereich, in dem sonst nicht viel an Kindheit erinnert. Es gibt vier Intensivpflegezimmer (ITS) mit Platz für jeweils drei Inkubatoren sowie drei Intensivüberwachungszimmer (IMC) mit je vier Wärmebettchen. Drei Rooming-in-Zimmer – sie heißen „Haifisch“, „Seepferdchen“ und „Wal“ – mit jeweils zwei Betten ermöglichen es den Müttern, ihren Kindern rund um die Uhr nahe zu sein. Pro Jahr werden in der Schweriner Neonatologie über 400 Frühgeborene beziehungsweise kranke reife Neugeborene behandelt. Als Frühgeborene gelten Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken.

„Nicht alle Kinder, die unter der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, sind gleich gefährdet. Die Herausforderung in der Behandlung und das Risiko für Komplikationen sind umso größer, je unreifer das Kind ist“, sagt Chefarzt Dr. Olaf Kannt. Sei es, dass der Säugling keine Nahrung verträgt, der Darm überfordert ist oder die Lunge noch nicht so weit ist, dass das Kind selbständig atmen kann. Je unreifer das Neugeborene, umso größer ist auch das Risiko von Hirnblutungen. „Weil sich diese nur sehr schwer behandeln lassen, tun wir alles, um sie zu verhindern“, so Dr. Kannt.
Was das genau bedeutet, ist in der HELIOS Checkliste zur Vermeidung von Hirnblutungen festgehalten. „Minimal Handling“ heißt das Zauberwort im Umgang mit den Frühchen: Sie werden so behutsam versorgt, wie es nur geht. Jedes Herausnehmen und Hineinlegen in Brutkasten oder Wärmebettchen geschieht langsam und mit Rücksicht auf die empfindliche Wahrnehmung des Kindes.
In den Intensivpflegezimmern ist es sehr warm, die Raumtemperatur liegt bei zirka 26 Grad. Medizintechnik dominiert die Zimmer: hochtechnisierte Inkubatoren, Schläuche, Kabel, Geräte und Monitore. Schwester Nicole kümmert sich hier um Mattes und Emil. Sie wickelt und füttert die Zwillinge, die in der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden, misst ihre Temperatur, gibt ihnen Medikamente. Regelmäßig lagert sie die Kleinen um, weil sie aufgrund ihrer empfindlichen Haut schnell Druckstellen bekommen.
Einmal in ihrer Schicht misst sie Blutdruck, einmal wöchentlich wird Blut aus der Ferse entnommen – so auch heute. „Das machen wir morgens gleich als Erstes, damit die Ergebnisse bis zur Visite vorliegen“, erzählt die 39-Jährige. Mit geübtem Handgriff, Punktionssystem und Entnahmeröhrchen zieht sie an der winzigen Ferse etwas Blut. Die Ergebnisse geben Auskunft über den Säure-Basen-Haushalt des Kindes und werden den Ärzten später sagen, ob die Infusionstherapie geändert werden muss.

8:00 Uhr: Chefarzt Olaf Kannt beginnt mit der Visite. Heute sind besonders viele Ärzte und Pflegekräfte dabei: Einmal pro Woche führen die Teams von Neonatologie und Geburtshilfe die Morgenvisite gemeinsam durch und tauschen sich über den Gesundheitszustand der Kinder aus, die auf der Neonatologie aufgenommen wurden. In einem der Inkubatoren liegt Freja, die in der 36. Schwangerschaftswoche geboren wurde. Weniger ihr Geburtstermin gibt Anlass zur Sorge als ein angeborener Dünndarmverschluss. Kaum geboren, musste Freja bereits zwei Mal operiert werden. Bei der Visite entscheiden die Ärzte: Heute können die Fäden gezogen werden.
10:00 Uhr: Die ersten Mütter treffen ein. Eine von ihnen ist Xenia Dräger, die Mutter von Mattes und Emil. Seit sie ihre Kinder selbst versorgen darf, ist sie ins Rooming-in eingezogen. Von zehn Uhr morgens bis Mitternacht ist sie bei ihren Söhnen, wickelt und wäscht sie, schaut sie an, wenn sie schlafen, redet mit ihnen. Die Zwillinge liegen in einem Intensivzimmer in beheizten und transparenten Brutkästen aus Plexiglas. Piepende Monitore und Türme aus medizinischen Geräten beherrschen den Raum. Schläuche führen in die Nase und ernähren Mattes und Emil über eine Magensonde.Am Tag übernehmen vor allem die Eltern die Versorgung ihrer Kinder, die Schwestern stehen ihnen beratend zur Seite.

Die winzigen Gesichter verschwinden beinahe unter den Beatmungsmasken, mit der sie aussehen wie kleine Taucher. Doch die Masken brauchen sie, weil ihre Lungen für ein Leben außerhalb des Mutterbauchs noch nicht reif genug sind. Elektroden an Brust und Fuß überwachen ihren Kreislauf. Sie registrieren: Emil hat Atemaussetzer, seine Herzfrequenz sinkt – der Überwachungsmonitor schlägt Alarm. Xenia steht am Brutkasten ihres Sohnes. Von den Schwestern der Neonatologie hat sie den Alarm einzuschätzen gelernt; sie massiert ein wenig die Brust ihres Sohnes und drückt an seinen Füßen. Schließlich atmet Emil wieder und die Monitore verstummen.
„Mattes macht das schon ganz toll. Aber Emil hat leider noch häufig Atempausen. Das muss er noch lernen“, sagt sie und streichelt liebevoll sein Köpfchen. Zweimal am Tag liegen die Zwillinge für ein bis zwei Stunden auf ihrer Brust. Das sogenannte Känguruing ist wichtig: Studien belegen, dass die Atmung dann stabiler und der Herzschlag gleichmäßiger ist, die Babys sich beruhigen.
14:00 Uhr: Schwester Konstanze kommt zum Spätdienst. Sie ist ausschließlich im IMC-Bereich tätig. „Seit ich Mutter bin, fällt es mir schwer, die ganz kleinen Würmchen, die ums Überleben kämpfen, zu umsorgen. In den Intensivüberwachungszimmern fühle ich mich wohler“, erzählt sie. Hier richtet sich die Versorgung nach dem Rhythmus der Kinder. Sie liegen in ihren Wärmebettchen und werden in der Regel nur noch über eine kleine Manschette, die an ihrem Fuß befestigt ist, überwacht. Am Tag übernehmen vor allem die Eltern die Versorgung ihrer Kinder, die Schwestern stehen ihnen beratend zur Seite. „Viele Eltern sind unsicher im Umgang mit ihren Kindern, vor allem, wenn diese noch krank sind. Unsere Aufgabe besteht in erster Linie darin, Ängste zu nehmen, die Eltern im Umgang mit ihren Kindern anzuleiten und ihnen damit Sicherheit zu geben“, sagt Schwester Konstanze.

16:00 Uhr: Für Mama Lisa Dierenfeld und Tochter Freja ist jetzt Kuschelzeit. „Sie hat heute zum ersten Mal an der Brust getrunken“, erzählt die junge Mutter stolz. Erleichterung und Freude schwingen in ihrer Stimme mit. „Bereits während meiner Schwangerschaft haben wir erfahren, dass Freja einen Dünndarmverschluss hat, der außerhalb der Bauchdecke endet. Wir wussten, dass sie gleich nach der Geburt operiert werden und auf die Frühchenstation ziehen würde.“
Lisa und ihr Freund hatten schon einen Termin zur Stationsbesichtigung vereinbart, um sich auf die Zeit nach der Geburt vorzubereiten, als Freja vier Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt werden musste.
„Ich konnte mein Kind erst zwei Tage nach der Geburt sehen. Die ganze Technik um ihr Bettchen, die vielen Kabel und Monitore. Das war ein Schock, ich habe einfach nur geweint. Am dritten Tag durfte ich Freja auf den Arm nehmen. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl von einem ‚Geburtsmoment‘.“ Die Geduld und das Warten darauf, dass es ihrer Tochter besser geht, haben sich gelohnt: Heute zieht Lisa in das Haifisch-Zimmer zum Rooming-in ein. Sie ist voller Zuversicht: „Ich ziehe ein und bleibe so lange, bis meine Tochter und ich gemeinsam nach Hause gehen können.“

20:00 Uhr: Langsam kehrt Ruhe auf der Neonatologie ein: Bis 23 Uhr ist Nachtruhe, ehe dann die nächste Versorgungsrunde beginnt. Die Lichter in den Patientenzimmern sind gedimmt oder aus. Die einzigen Laute sind das leise Ventilatorenrauschen der Geräte und dann und wann ein Alarm, wenn ein Baby vergisst zu atmen und Herzfrequenz und Sättigung sinken. Dann kommen die Schwestern an den Inkubator und regen mit einer Massage von Brust oder Fuß die Atmung wieder an. Zum Pflegeteam der Nachtschicht gehört auch Schwester Janet. Ihr Arbeitsbereich sind die IMC-Zimmer. Gerade befinden sich sechs Babys in ihrer Obhut. Noch weiß die 44-Jährige nicht, dass ihre Schützlinge heute Nacht noch einen neuen Mitbewohner bekommen.
22:30 Uhr: Der diensthabende Arzt Christian Güttel kommt und informiert sich über Besonderheiten im Laufe des Spätdienstes. Anschließend wirft er einen prüfenden Blick in jeden Inkubator und jedes Bettchen und untersucht einige Kinder. „Im Kreißsaal liegt eine Schwangere in der 34. Woche. Es kann gut sein, dass wir heute Nacht noch Zuwachs bekommen“, sagt der Oberarzt zu Schwester Janet. Und tatsächlich: Eine Stunde später kommt der Anruf. Beide machen sich mit einem transportablen Inkubator auf den Weg in den Kreißsaal und holen den nur wenige Minuten alten Robin.
„Jedes Kind, das unter der 37. Schwangerschaftswoche geboren wird, kommt zur Überwachung auf die Neonatologie“, erklärt Oberarzt Güttel. Er macht bei dem Jungen einen Gesundheitscheck und bemerkt fehlende Falten unter der Fußsohle oder Fingernägel, die noch nicht bis an den Rand der Finger reichen – alles deutliche Unreifezeichen. „Mit unserem Wissen und medizinischen Geräten versuchen wir eine Entwicklung wie im Mutterleib zu simulieren. Unsere Schützlinge bekommen hier alle medizinische Hilfe, die sie brauchen.“
3:30 Uhr: Die restliche Nacht ist ruhig verlaufen. Jetzt erfolgt die letzte Versorgungsrunde, bevor der Frühdienst die Aufgabe wieder übernimmt. Schwester Janet schreibt Kurven für den nächsten Tag vor, wartet das Transportsystem und füllt noch Infusionen und Desinfektionsspender auf. Jemand hat bereits Tee gekocht – die Kollegen der Frühschicht stehen schon in den Startlöchern.
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8:30 Uhr: Im Kinderoperationssaal des Herzzentrums Leipzig laufen die letzten Vorbereitungen. Auf dem Operationstisch in der Mitte des Saals liegt der gerade mal neun Tage alte Philipp bereits in Narkose.
(Veröffentlicht: Februar 2018)
Das regelmäßige Piepen des EKGs und die Linien auf einem der Monitore zeigen, dass Philipps Herz scheinbar ganz normal arbeitet. Doch der Junge leidet unter einem sehr schweren angeborenen Herzfehler. Lungen- und Hauptschlagader sind vertauscht, sodass Blut- und Lungenkreislauf nicht wie im Normalfall hintereinander geschaltet sind, sondern parallel laufen. Der Körper wird kaum mit Sauerstoff versorgt. Nur die operative Korrektur dieses anatomischen Fehlers kann Philipps Leben retten.

Der Eingriff ist herausfordernd, doch Philipp ist in sehr guten Händen: Der Kinderherzchirurg Professor Martin Kostelka zählt weltweit zu den Besten seines Fachs. Über 10.000 Operationen hat er in seiner 30-jährigen Berufskarriere bereits durchgeführt. Mit einer Erfolgsquote von 99 Prozent. Das jüngste Kind, das Professor Kostelka jemals operiert hat, war ein Frühchen, das in der 25. Schwangerschaftswoche geboren wurde und gerade mal 460 Gramm wog. Das älteste „Kind“ hingegen war eine 77-jährige Dame, bei der noch im höheren Alter ein angeborener Herzfehler entdeckt wurde. Pro Woche steht Professor Kostelka durchschnittlich sieben Mal im Kinder-OP des Herzzentrums. Dabei unterstützt ihn sein Team aus OP-Schwestern, Anästhesisten, Kardiotechnikern, Assistenzärzten und OP-Assistenten. Unter ihnen ist auch Ingrid Conradt. Die Leitende OP-Schwester arbeitet seit über 20 Jahren im Herzzentrum. „Wir sind ein sehr eingespieltes Team“, erklärt sie. „Wir können uns 100-prozentig aufeinander verlassen.“
9:00 Uhr: Professor Kostelka öffnet Philipps Brustkorb und legt das Herz frei. Es ist nur etwa so groß wie eine Walnuss. Im nächsten Schritt kann der Kardiotechniker die speziell für Kinder angepasste Herz-Lungen-Maschine anschließen. Professor Kostelka gibt knappe Anweisungen. Temperatur, Geschwindigkeit, der Fluss der Herz-Lungen-Maschine, Druck … alles muss genau stimmen, wenn die Maschine die Arbeit von Philipps Herz übernimmt und stellvertretend das Blut durch den Körper pumpt. Kurz nach 10:00 Uhr steht Philipps Herz dann still und Professor Kostelka beginnt mit seiner eigentlichen Arbeit – der filigranen Umpflanzung der winzigen Kranzarterien und der vertauschten großen Gefäße, damit diese am Ende wie beim gesunden Menschen richtig von der entsprechenden Pumpkammer abgehen.

12:00 Uhr: Während im Kinder-OP stille Konzentration herrscht, geht es zwei Etagen tiefer im Elektrophysiologischen Labor (EPU-Labor) etwas lauter zu „Gib mir mal 35 Watt vorn drauf“, sagt Professor Andreas Bollmann, Leitender Oberarzt der Abteilung Rhythmologie. „Wir Rhythmologen sind quasi die Herzelektriker“, erklärt er mit einem Schmunzeln. „Zu schnell, zu unregelmäßig oder zu langsam schlagende Herzen können wir mit Hilfe von Ablationen oder auch mit dem Einbau von Defibrillatoren und Schrittmachern mit einer großen Chance auf Heilung behandeln.“
Vor ihm liegt Günther K., der unter Vorhofflimmern leidet - eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Über einen Zugang in der Leiste des 67-jährigen schiebt Professor Bollmann einen Katheter mit einer Elektrode bis in das Herz des Patienten. So kann er die für die falschen Reizweiterleitungen verantwortlichen Punkte nach und nach veröden. Auf einem riesigen Bildschirm sieht er nicht nur die Linien des EKGs und die Röntgenaufnahme des Herzens, sondern auch ein leuchtendes, fast amöbenartiges Gebilde in 3D. „Das ist der linke Vorhof mit den einmündenden Lungenvenen. Mit Hilfe dieser exakten Darstellung erarbeiten wir uns den genauen Fahrplan über die zu verödenden Punkte“, erklärt Bollmann. Während er den Katheter mit den Elektroden führt, steht sein Team an einer Art Schaltzentrale aus verschiedenen Bildschirmen und Apparaten. Nach seinen Anweisungen geben sie die nötigen elektrischen Impulse, messen Werte und kontrollieren die Bildgebung.

„Wir haben hier nicht nur das weltweit größte EPU-Labor, sondern verfügen auch über die innovativste Technik und Bildgebung auf diesem Gebiet“, so Bollmann. Erst 2015 hatte Helios über fünf Millionen Euro in die Leipziger EPU-Labore investiert. Dabei sind es nicht nur die Modernität und Innovationskraft, die das Herzzentrum auch international attraktiv machen. Ebenso sorgt die aktiv betriebene Forschung auf allen Gebieten der kardiovaskulären Medizin für eine hohe Anziehungskraft.
Ärzte aus aller Welt bilden sich hier weiter oder wechseln dauerhaft nach Leipzig. Allein in der Abteilung für Rhythmologie arbeiten Ärzte aus acht verschiedenen Nationen, insgesamt sind im Herzzentrum Leipzig Mitarbeiter aus über 40 Ländern beschäftigt.
17:30 Uhr: Zurück auf der Kinderintensivstation. Philipp hat die schwere Operation überstanden. Aus den ursprünglich veranschlagten vier Stunden sind fast acht Stunden Operation geworden. Professor Martin Kostelka sieht müde, aber zufrieden aus. „Manchmal entpuppt sich während einer Operation die Situation als wesentlich komplexer als angenommen. Dann muss man von seiner Routine abweichen, reagieren, Lösungen finden“, sagt er. „In Philipps Fall war das so. Aufgrund einer anatomischen Anomalie der Herzkranzgefäße haben wir insgesamt drei Mal neu angesetzt und damit auch drei Mal das Herz stillgelegt – eine enorme Belastung für den kleinen Jungen. Aber wir haben es geschafft, und jetzt bin ich einfach nur richtig glücklich und zuversichtlich“, lächelt er.
Schon knapp drei Wochen später kann Philipp mit seiner Mutter das Krankenhaus verlassen. Der Säugling ist wohlauf. Mit seiner Familie kann er nun in ein gesundes Leben starten.
Fotos: © Thomas Oberländer, Helios
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Nathalie Neubert, duale Studentin für International Business, und Raphael Boos, Auszubildender zum Mechatroniker, haben den Aufsichtsratsvorsitzenden von Fresenius Dr. Gerd Krick anlässlich seines 80. Geburtstags zu seinem persönlichen Werdegang, zur Entwicklung von Fresenius und zur richtigen Studienwahl befragt – und ganz spontan und direkt interessante Antworten erhalten.
(Veröffentlicht: Januar 2018)
Nathalie Neubert: Guten Tag, Herr Dr. Krick. Wir freuen uns, dass Sie heute das Interview mit uns machen. Sie sind jetzt seit über 40 Jahren bei Fresenius. Als Sie hier angefangen haben, hatte das Unternehmen gerade einmal rund 1.000 Mitarbeiter, hauptsächlich in Deutschland. Heute sind es fast 300.000 in über hundert Ländern weltweit. Was hat sich aus Ihrer Sicht in dieser Zeit am meisten verändert? Was ist vielleicht auch gleich geblieben?
Dr. Gerd Krick: Das ist keine leichte Frage. Gleich geblieben ist die Arbeit. Man muss heute noch genauso arbeiten, wie wir früher gearbeitet haben. Verändert hat sich, dass man, wenn man ein Unternehmen führt, nicht mehr alle Mitarbeiter kennt. Das ist verloren gegangen. Es sind einfach so furchtbar viele, dass man noch nicht einmal alle leitenden kennt. Früher kannte ich alle. Früher bin ich noch durch die Abfüllung gegangen und kannte noch jemanden, der an der Füllmaschine stand. Das ist heute vorbei.
Raphael Boos: Es ist heutzutage sehr üblich, den Arbeitgeber häufig zu wechseln. Früher ist man oft ein Leben lang in einem Betrieb geblieben. Sie sind selbst beeindruckende 40 Jahre und mehr beim selben Betrieb. Hat es in Ihrer Karriere je einen Moment gegeben, an dem Sie gerne woanders hineingeschnuppert hätten?
Dr. Gerd Krick: Eigentlich nein, weil die Aufgabe so interessant war, dass man nicht auf die Idee kam, woanders hinzugehen. Das Unternehmen wächst und ist immer gewachsen, und die Aufgaben waren so interessant, dass man mit einem Wechsel des Arbeitgebers keinen Zugewinn erreichen konnte. Dass man mal in die Zeitung geschaut hat, gab es natürlich. Aber wenn man dann vergleicht, weiß man, dass man in der richtigen Branche ist. Wir haben den großen Vorteil, im Gesundheitswesen zu sein, und da muss man klar sagen: Wer im Gesundheitswesen nicht wirklich wächst, der macht etwas falsch.
Raphael Boos: Sie haben Fresenius extrem geprägt. Da stellt sich mir die Frage: Inwiefern hat denn Fresenius auch Sie geprägt?
Dr. Gerd Krick: Das könnte ich gar nicht beantworten. Ich bin so, wie ich bin. Das Entscheidende, was ich Ihnen, die jetzt in einem Unternehmen neu anfangen, sagen will, ist: Lassen Sie sich Ihr Rückgrat nicht verbiegen. Mein Rückgrat ist nie verbogen worden. Deswegen kann ich nicht sagen, dass ich durch Fresenius verändert worden bin. Ich bin so, wie ich bin.
Raphael Boos: Das ist eine sehr gute Eigenschaft. Ich als angehender Mechatroniker würde gerne noch ein bisschen tiefer in die Ingenieursrichtung gehen und fragen: Braucht ein Ingenieur eher das Fachwissen oder eher die Kreativität?
Dr. Gerd Krick: Eher die Kreativität. Man muss sich immer überlegen: Womit kann ich etwas besser machen? Um es dann wirklich besser zu machen, müssen Sie kreativ sein. Ich glaube, dass die Kreativität eine viel größere Rolle spielt als das reine Fachwissen.

Nathalie Neubert: Sie sind ja nun, obwohl Sie promovierter Ingenieur sind, schon lange in der Unternehmensführung tätig. Würden Sie jungen Menschen wie uns, die auch am Management interessiert sind, eher zu einem Ingenieursstudium oder zur klassischen BWL raten?
Dr. Gerd Krick: Wenn ich überheblich bin, sage ich ganz nüchtern: zum Ingenieursstudium. Denn das Wissen können Sie im Leben nicht mehr gewinnen. Während Sie die Kenntnisse, wie man verkauft, wie man rechnet, im Berufsleben jederzeit nachträglich gewinnen können. Das heißt, das Wissen eines BWL-Studiums ist im Laufe des Lebens leichter zu erreichen als ein Ingenieurwissen.
Raphael Boos: Wenn Sie heutzutage die Lust hätten, noch einmal ein neues Produkt zu entwickeln, woran würden Sie am liebsten arbeiten?
Dr. Gerd Krick: Da muss ich mich auf die Dialyse beziehen. Das einzige wirkliche ungelöste Problem in der Dialyse ist der Shunt, das heißt die Verbindung von Vene zu Arterie. Dieser Shunt ist ein synthetisches Produkt. Diese Verbindung ist da, damit Sie hohe Blutflüsse erreichen. Sie können mit niedrigen Blutflüssen keine Dialyse machen. Wenn der Shunt kaputt geht, führt das zu Infektionen. Das ist ein grundsätzliches Problem in der Dialyse. Fresenius Medical Care ist gerade eine Vereinbarung eingegangen mit Humacyte, wo ein Gefäßsystem entwickelt wird, das auf menschlichen Zellen beruht. Das ist eine Durchbruchsinnovation. Wenn ich heute wieder irgendwo neu anfangen müsste: Ich würde sofort bei dieser Firma anfangen.

Nathalie Neubert: Aber Sie sind mittlerweile seit schon 15 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender. Wir glauben, dass viele hier bei Fresenius gar nicht so genau wissen, was man in dieser Position eigentlich macht, da es ja auch kein ganz gewöhnlicher Job ist. Deshalb wollten wir Sie bitten, uns einen kurzen Einblick in Ihre Aufgaben zu geben.
Dr. Gerd Krick: Da müssten wir ganz lange diskutieren, aber ich versuche es mal kurz zu machen. Mit dem Wissen, das man in diesen vielen Jahren gewonnen hat, von den Produkten, von den Innovationen, von den Märkten, von: „wie verkaufe ich?“ – dieses Wissen einzubringen, ist die Aufgabe des Aufsichtsrats.
Es ist für einen Aufsichtsrat nahezu unmöglich, alle Vorgaben eines Projektes zu prüfen. Dann müssen Sie diese Arbeit nämlich selber machen. Dann müssen Sie selber mit den Partnern verhandeln. Das kann ein Aufsichtsrat nicht leisten. Das heißt, was Sie tun können, ist, das, was Ihnen vorgelegt wird, mit dem Wissen, das Sie im Beruf erlangt haben, zu bewerten und mit dem Vorstand zu diskutieren. Er muss dann Antwort geben auf die Einwände, die man hat. Das ist eigentlich die wichtigste Aufgabe. In dem Moment, indem man versucht, als Aufsichtsrat die Geschäfte selber zu machen, dann muss man – das sage ich immer wieder – auch Vorstand bleiben.
Nathalie Neubert: Dann sind wir jetzt am Ende des Interviews angelangt. Nur noch eine letzte Frage, und zwar: Möchten Sie den Fresenius-Mitarbeitern auf diesem Weg noch eine Botschaft überbringen?
Dr. Gerd Krick: Die Botschaft ist ganz einfach: Bleibts weiter erfolgreich – und besser als die Konkurrenz!
Raphael Boos: Vielen Dank, Herr Dr. Krick, für dieses schöne Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren Weg.
Nathalie Neubert: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Dr. Gerd Krick: Diese Diskussion hat mir Freude gemacht. Danke. Ich hoffe, dass ich das weitere Wachstum noch einige Zeit begleiten kann.
Das Piepen des Überwachungsmonitors durchdringt den Raum. Die Herzfrequenz wird immer schneller. Der Patient atmet schwer, beginnt zu husten. Seine rechte Gesichtshälfte ist geschwollen. „Haben Sie irgendwelche Allergien, Herr Schönfeld?“, beugt sich der behandelnde Arzt über seinen Patienten, während er geübt den Hals abtastet. „Keine Allergien“, erwidert der Patient mit schwerer Zunge. Die Sauerstoffsättigung fällt.
(Veröffentlicht: Dezember 2016)
„Soll ich Unterstützung holen?“, fragt die anwesende Gesundheits- und Krankenpflegerin, Romy Wießner, und geht auf ein Nicken von Assistenzarzt Dr. Roland Hiersemann zum Telefon. „Wir benötigen Verstärkung in der Notaufnahme“, spricht sie in den Hörer. Zurück am Bett des Patienten krempelt sie seinen Ärmel hoch und legt eine Venenverweilkanüle an. Beim Zurückziehen der Nadel fließt ein Tropfen Blut. Eigentlich eine normale Reaktion. Doch in diesem Fall handelt es sich um eine technische Raffinesse. Denn Herr Schönfeld ist kein Patient aus Fleisch und Blut, sondern aus Kunststoff und Elektronik.
Im Simulationszentrum am HELIOS Klinikum Hildesheim trainieren Ärzte und Pflegekräfte nicht an echten Patienten, sondern an Hightech-Simulatoren. Sie sehen aus wie ein Patient und können sprechen, atmen, schwitzen, weinen. Man kann ihren Puls tasten und ihnen Blut abnehmen. Dass sie wie echte Patienten reagieren, liegt auch an Stephan Düsterwald, ärztlicher Leiter des Simulationszentrums, und seinem Team.
Während jedes Trainings sitzen sie in einem kleinen Kontrollbereich nebenan. Hinter den Glasscheiben steuern sie die Reaktionen des Simulators – lassen das Herz schneller schlagen und die Augen blinzeln. „Wir können lebensbedrohliche Situationen in einem realistischen Umfeld simulieren, ohne, dass dabei ein Patient zu Schaden kommt. Doch anders als im richtigen Leben sind in diesen Stresssituationen Fehler hier ausdrücklich erlaubt“, erklärt Düsterwald.
„Es hat sich absolut real angefühlt. Vorhin war’s noch ein Stück Plastik. Jetzt war es mein Patient.“
Als das zweite Ärzte-Team um Dr. Martin Köhler eintrifft, ist die Sauerstoffsättigung des Patienten stark gefallen. Er ist in einem kritischen Zustand. „Machst du noch Adrenalin auf 10?“, fragt Dr. Hiersemann in den Raum. Doch niemand antwortet. Die restlichen Mediziner wuseln um das Bett des Patienten herum, holen Medikamente, hängen Sauerstoff an, messen den Blutdruck und blicken immer wieder zum Monitor. Der Zustand des Patienten bessert sich jedoch nicht. Er muss intubiert werden.
Schnell leiten die Ärzte die Narkose ein und beginnen mit der Intubation. Diese gestaltet sich jedoch schwierig, denn Hals und Rachen des Patienten sind stark angeschwollen. Während Dr. Köhler vorsichtig den Beatmungstubus einführt, hört Dr. Hiersemann den Patienten ab. Wenige Sekunden ruht sein Stethoskop auf der Plastikbrust. Dann ist klar: „Der Tubus liegt korrekt.“ Daraufhin startet das Behandlungsteam die Beatmung und verfolgt erleichtert, wie die Sauerstoffsättigung wieder steigt.
Plötzlich Stille. Das Piepen des Überwachungsmonitors verstummt. Düsterwald und sein Team betreten den Raum und beenden das Szenario. Die Viertelstunde Training ist vorbei, die Stimmung angespannt. Erst langsam fällt der Druck von den Teilnehmern ab. „Es hat sich absolut real angefühlt“, äußert sich Dr. Köhler. Ganz automatisch geht er zum Desinfektionsspender und reibt sich die Hände ein. „Vorhin war’s noch ein Stück Plastik. Jetzt war es mein Patient“, sagt er etwas ungläubig.
Menschen machen Fehler. Bei Routineaufgaben im Schnitt alle 30 Minuten. Jeder. Wenn die Aufgaben komplexer werden und das Stresslevel steigt, passieren Fehler weitaus häufiger. Laut Studien bis zu zweimal pro Minute. „Auch Profis machen Fehler. Da wir alle Trainings aufzeichnen, können wir selbst kleine Unstimmigkeiten sichtbar machen und gemeinsam mit den Teilnehmern analysieren, wie man sie hätte verhindern können. So verbessern wir letztlich die Sicherheit unserer Patienten“, erklärt Düsterwald. „Unsere Ärzte und Pflegekräfte können auf einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz zurückgreifen. Auch in schwierigen Situationen ist das Wissen zur Lösung des Problems häufig im Raum. Wir müssen nur sicherstellen, dass die richtigen Maßnahmen beim Patienten auch wirklich durchgeführt werden. Die Kommunikation im Team und mit dem Patienten spielt hierbei eine wichtige Rolle. Deshalb legen wir in den Trainings darauf einen Fokus.“
Im Nebenraum finden sich die Teilnehmer schließlich zur Nachbesprechung ein. Gemeinsam schauen sie sich einige Schlüsselszenen an. Aus der Distanz beobachten sie ihre eigenen Reaktionen, loben sich gegenseitig für gelungene Diagnosen, aber kritisieren auch offen und konstruktiv. „Die Übergabe an das zweite Ärzteteam hätte koordinierter sein können“, äußert sich Bastian Overheu, stellvertretender Leiter im Simulationszentrum. „Es war nicht mehr klar, wer das Team gerade anführt. Eine kurze Pause, beispielsweise nach dem 10-für-10-Prinzip, hätte die Situation ordnen können.“ Laut diesem Prinzip sollen Ärzte und Pfleger immer wieder, gerade in hektischen Situationen, kurze Pausen einlegen. Etwa alle zehn Minuten für jeweils zehn Sekunden. Das gibt dem behandelnden Arzt die Möglichkeit, seinen Plan laut auszusprechen. So ist sichergestellt, dass alle im Team das gleiche Verständnis der Situation haben und auch gute Ideen der Pflegekräfte nicht ungehört bleiben.
„Gerade gut eingespielte Teams haben oft stillschweigend dasselbe Verständnis von einer Situation. Sie kommunizieren fast ohne Worte. Missverständnisse sind zwar selten, aber sie können vorkommen. Es ist daher immer gut, seinen Kollegen zu signalisieren, dass man Fragen oder Anweisungen gehört hat. Das ist ein einfacher und wichtiger Sicherheitsmechanismus, den wir allen unseren Teilnehmern mitgeben“, erläutert Düsterwald.
Seit 2016 ist bei Fresenius Helios das Simulationstraining für alle Ärzte und Pfleger in den Risikobereichen, also Intensivmedizin und Anästhesie, verpflichtend. Auch Fachkräfte aus der Notfallmedizin, Geburtshilfe und dem Herzkatheterlabor trainieren hier regelmäßig ihre Fertigkeiten. Weitere Konzepte sind im Bereich Gastroenterologie und Chirurgie geplant. An den drei Standorten für Simulationszentren Erfurt, Hildesheim und Krefeld, finden mehr als 600 Trainingstage pro Jahr statt. Alle Teilnehmer trainieren nach einheitlichen Standards und in voll ausgestatteten OPs und Behandlungsräumen. Eine Besonderheit in Krefeld ist ein ins Zentrum fest integrierter Simulationsrettungswagen mit vollständigem Original-Innenleben samt Heck- und Seitentüren. HELIOS hat rund zwei Millionen Euro in die drei Simulationszentren investiert.
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