Der Unfall hätte das ganze Leben von Frauke Quidde ändern können. Auf ihrem Hof in der Nähe von Braunschweig ist sie gerade dabei, Brennholz herzustellen. Routiniert packt sie das zerkleinerte Holz in Lagerboxen, als sie in einem Moment der Unachtsamkeit mit ihrer Hand in den Holzspalter gerät. Das Beil hackt die Hand der Patientin fast vollständig ab. „Es war ein absoluter Schock. Meine rechte Hand hing buchstäblich nur noch am seidenen Faden“, erzählt Frauke Quidde.
(Veröffentlicht: Januar 2016)
Jetzt zählt jede Minute. Bis der Rettungsdienst eintrifft, hält sie ihre verletzte Hand mit der anderen fest. Mit dem Hubschrauber wird die Patientin schließlich zum HELIOS Klinikum Hildesheim geflogen. Als sie dort eintrifft, erwarten die Chirurgen sie bereits im OP. „Entscheidend war, die Durchblutung so schnell wie möglich wiederherzustellen“, erklärt Prof. Dr. Bernd Rieck, Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie am HELIOS Klinikum Hildesheim. „Mit jeder Viertelstunde steigt das Risiko, dass die Hand Schäden davon trägt. Wir mussten also nicht nur sehr genau arbeiten, es musste auch schnell gehen.
Das Chirurgenteam um Prof. Rieck und Assistenzarzt Jakob Krainski entscheidet sich dafür, zuerst die Blutgefäße, Sehnen und Nerven miteinander zu verbinden und dann erst den Knochen zu stabilisieren. Normalerweise verfährt man andersherum. Doch nur so gelingt es, die Hand schnellstmöglich wieder mit Blut zu versorgen. Lediglich drei Stunden liegen zwischen dem Unfall und dem Moment, an dem die Hand wieder durchblutet wird. „Das ist eine phänomenal gute Zeit“, erklärt Prof. Rieck. „Hier standen ein alter Hase und ein junger Könner am Operationstisch. Die Operation wurde auch an anderen Kliniken schon gemacht, aber nicht alle haben sie so gut gemacht. Das war echtes Teamwork!“
„Ich hatte wohl auch eine Hand voll Glück, aber für mich ist es ein echtes medizinisches Meisterwerk.“
Bereits zwei Tage nach dem Eingriff kann Frauke Quidde ihre Finger wieder bewegen. Auch in der anschließenden Reha macht sie schnell gute Fortschritte. Mittlerweile kann sie auch auf dem Hof wieder zupacken – fast wie vor dem Unfall: Sie erntet Obst, pflückt Äpfel, fährt mit dem Traktor und füttert die Tiere, die auf dem Hof leben. „Frau Quidde ist eine außergewöhnlich mutige Frau. Das gute Ergebnis ist auch ihrer positiven Einstellung zuzuschreiben. Sie hat alle Therapien sehr unterstützt und toll mitgearbeitet. Ich bin sehr stolz auf meine Patientin, und das kann sie auch auf sich selbst sein“, lobt Assistenzarzt Krainski den Einsatz seiner Patientin.
„Dass ich heute meine Hand wieder bewegen, Auto fahren und überhaupt wieder ein selbstständiges Leben führen kann, verdanke ich den Ärzten und Pflegekräften in Hildesheim. Deshalb war für mich ganz klar, dass die erste selbstgeschriebene Postkarte aus der Reha an das Team der Handchirurgie in Hildesheim geht“, berichtet Frauke Quidde.
„Die Postkarte ist ein kleines Dankeschön für die Ärzte und Pflegekräfte der Klinik. Ich hatte wohl auch eine Hand voll Glück, aber für mich ist es ein echtes medizinisches Meisterwerk. Mein Mann und ich sind unglaublich dankbar.“