Ein Krankenhaus privatisieren? Wer das vorhat, braucht nicht nur ein gutes Konzept, sondern auch starke Nerven. Die Widerstände in der Bevölkerung und Belegschaft können enorm sein.
(Veröffentlicht: Juni 2015)
So auch in Krefeld: Als Fresenius Helios das hoch defizitäre städtische Klinikum übernahm, gab es zunächst viele Vorurteile und Ängste. „Wir haben demonstriert, weil wir wollten, dass unser Krankenhaus städtisch bleibt“, erinnert sich Birgit Gillmann, Stationsleiterin Radiologie und Palliativmedizin im HELIOS Klinikum Krefeld. „Man hat gedacht, man wird gekündigt, die Stellen werden abgebaut, wir können unsere Patienten nicht mehr richtig versorgen, und es zählt nur noch Gewinn. Aber glücklicherweise ist genau das Gegenteil passiert.
HELIOS entschied sich dafür, den alten Klinikbau abzureißen. Fünf Jahre lang wurde der Neubau errichtet. Über 200 Millionen Euro investierte HELIOS in die Modernisierung. „Wir haben einen wunderschönen Neubau bekommen, die Arbeitsbedingungen sind extrem positiv, und unsere Patienten und Mitarbeiter fühlen sich wohl“, zeigt sich Gillmann zufrieden. Das Klinikum bietet inzwischen mehr Arbeitsplätze als zu städtischen Zeiten. Damals stand das Krankenhaus kurz vor der Insolvenz. Nur noch für ein Vierteljahr reichten die vorhandenen Mittel, um die Gehälter zu bezahlen.
„Es gab hier in der Stadt Bürger, die Zettel in der Tasche hatten: Wenn mir was passiert, auf keinen Falls ins Klinkum Krefeld, egal wohin, nur nicht dorthin“, berichtet Reiner Micholka, Klinikgeschäftsführer des HELIOS Klinikums Krefeld, über die Zeit vor der Privatisierung. Der Ruf des Klinikums hat sich inzwischen dramatisch verbessert – auch unter den Mitarbeitern. „Vor der Übernahme kannte ich die Geschäftsführung überhaupt nicht. Sie war nicht auf der Station präsent, hat sich nichts angeschaut. Und jetzt steht plötzlich ein Geschäftsführer vor einem und möchte irgendetwas sehen und gezeigt bekommen. Ich bin dann ganz überrascht, aber sie kennen einen tatsächlich auch mit Namen“, freut sich Gillmann über die Veränderung. „Außerdem macht es Spaß, in einem Unternehmen zu arbeiten, das nicht defizitär ist und nicht bald schließt, sondern das Kapital erwirtschaftet.“ Auch Gregor Kathstede, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, bewertet die Privatisierung sehr positiv: „Für mich war klar, dass ich das in Krefeld durchboxen muss. Es hat viel Kraft gekostet und auch ein bisschen Zeit – aber es war die richtige Entscheidung.“
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